Rund 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren am Abend des 28. Oktobers 2019 in das Fürther Stadttheater gekommen, um die 17. Verleihung des Ludwig-Erhard-Preises zu feiern. Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung ging in diesem Jahr an Dr. Daniel Blaseg von der ESADE Business School in Barcelona. Mit seiner Dissertation über Crowdfunding überzeugte er die Jury und setzte sich gegen insgesamt dreizehn Mitbewerber von zehn verschiedenen Hochschulen durch.
Dr. Daniel Blaseg beruft sich in seiner an der Goethe-Universität Frankfurt geschriebenen Doktorarbeit auf Grundsätze von Ludwig Erhard. Schließlich gelte beim Crowdfunding – wie einst beim Vater des Wirtschaftswunders – „nicht mehr zu versprechen als man halten kann.“ Das Modell, gemeinschaftlich Geld zusammenzulegen, könne mit dem Genossenschaftsmodell verglichen werden, erfordere allerdings mündige Konsumenten bzw. Geldgeber, die dem um Unterstützung Werbenden nicht blind vertrauen. In diesem Fall biete Crowdfunding eine große Chance, den Zugang zu Kapital zu demokratisieren.
Zur Einstimmung auf den Abend richtet Dirk von Vopelius, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, das Grußwort der diesjährigen Preisverleihung aus.
Die Festrede im Stadttheater Fürth hielt Professor Dr. Harold James von der Princeton University – durch ein Flugzeugproblem verhindert – höchst modern via Satellit. James ging dabei der Frage nach „Warum schimpfen so viele auf den Kapitalismus?“. Kritik komme mittlerweile nicht mehr nur von der politischen Linken, sondern bis weit aus der Mitte der Gesellschaft. Eine Entwicklung, die ihn an die Zwischenkriegszeit erinnere, in der nicht wenige das Ende des Kapitalismus heraufdämmern und die Zukunft weniger im Wettbewerb als in Plan- und Kartellwirtschaft sahen. In der heutigen Zeit werde die Marktwirtschaft für Ungleichheit, Umweltzerstörung und das weltweite Aufkommen von autoritären Regimen verantwortlich gemacht. Unlängst sei mit dem grünen Anti-Kapitalismus mit „berechtigter Sorge um die Umweltkosten“ eine globale Gegenbewegung entstanden, die fordere, das kapitalistische Wirtschaftssystem für ein sicheres Überleben abzuschaffen.
Dieser Kritik hielt James die enorme Wandlungsfähigkeit des Kapitalismus und der mit ihm verbundenen Marktwirtschaft entgegen. „Neue Technologien brechen die alten Strukturen auf“, so der amerikanische Wirtschaftshistoriker. Klassische Vermittler im Wirtschaftsprozess, wie etwa Banken, verlieren an Bedeutung, weil die für die Kreditvergabe notwendigen Informationen inzwischen „so billig wie nie“ zu haben seien. Das sei eine Chance für mehr Demokratie in Wirtschaft und Gesellschaft. Auch die Bekämpfung des Klimawandels müsse eine Preisfrage sein:
„Der Einsatz von Lenkungsmechanismen durch freiheitlichen Wettbewerb um die effizientesten Lösungen ist dabei auch die Welt von Ludwig Erhard.“ Zentral ist für James der freiheitliche Ansatz des ehemaligen Bundeskanzlers und Bundeswirtschaftsministers: „Nur Freiheiten lassen die menschliche Persönlichkeit mit ihren vielfältigen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten wirklich aufblühen.“ Die verbreitete Wut und gefühlte Ohnmacht lasse sich durch bessere Information bändigen. Dies liefere die Grundlage für Entscheidungen, um über eine bessere Welt nachzudenken.
Zuvor erklärte bereits Professor Dr. Achim Wambach, Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, und Vorsitzender der Monopolkommission Erhards Credo „Wohlstand durch Wettbewerb“ bedeute „Wohlstand für alle“. „Wohlstand für alle war das Ziel, aber Wohlstand durch Wettbewerb war für Ludwig Erhard der Weg dorthin“, so Wambach. Angesichts von digitalen monopolistischen Großkonzernen und eines chinesischen Staatskapitalismus „müssen wir daran arbeiten, dass der Wettbewerb nicht als unnützes Beiwerk angesehen wird“. Evi Kurz überreicht Prof. Dr. Achim Wambach als Gastgeschenk eine Ludwig Erhard-Figur des Künstlers Ottmar Hörl.
Neben dem Preisträger Dr. Daniel Blaseg waren zwei Wissenschaftlerinnen von der Ludwig-Maximilians-Universität München von der Jury für den Fürther Ludwig-Erhard-Preis nominiert worden: Dr. Larissa Zierow („Ökonomische Perspektiven auf die Einflüsse der öffentlichen Kinderbetreuung und des Schulwesens auf Bildungserträge in der Kindheit und im Erwachsenenalter“) und Dr. Lisa Simon („Mikroökonometrische Analysen der Determinanten von individuellem Arbeitsmarkterfolg“). Für diesen Erfolg wurden beide mit einem Preisgeld von 1.000 Euro ausgezeichnet.
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