VERLEIHUNG DES FÜRTHER LUDWIG-ERHARD-PREISES 2018
Ludwig-Erhard-Initiativkreis Fürth e.V. verleiht zum 16. Mal
den Fürther Ludwig-Erhard-Preis
FÜRTH – Vor rund 700 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat der Ludwig-Erhard-Initiativkreis zum 16. Mal den nach dem in Fürth geborenen, ehemaligen Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister benannten Preis verliehen. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung ging in diesem Jahr an Dr. Florian Exler von der Universität Mannheim. Mit seiner Dissertation „Consumer Debt an Default – Haushaltsverschuldung und Privatinsolvenz“ hat er die Jury überzeugt und sich gegen insgesamt 17 Mitbewerber durchgesetzt. Die Festrede im Stadttheater Fürth hat in diesem Jahr der neugewählte Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder gehalten.
Fürths Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung (SPD) ging in seinem Grußwort auf Erhards berühmtes Buch „Wohlstand für Alle“ ein. Der Titel sei damals wie heute eine „große Verheißung“, die jedoch nicht zu aktuellen Berichten passe, wonach sich Armut in einigen Bevölkerungsschichten verfestige. Einer Abschaffung von Hartz IV, wie von manchem Parteigenossen Jungs gefordert, wollte der Oberbürgermeister zwar nicht das Wort reden, „aber wir brauchen einen Lohn, von dem man ohne aufstocken leben kann.“ Ludwig Erhards mutiges, verheißungsvolles Schlagwort „Wohlstand für Alle“ müsse wieder ernst genommen werden, so Jung.
Festredner Markus Söder (CSU) bezeichnete anschließend den Ludwig-Erhard-Preis als spannenden Ansatz, Geschichte und Zukunft von Wirtschafts- und Ordnungspolitik in Einklang zu bringen. Wie vor 70 Jahren, als Erhard im Zuge der Währungsreform Zwangsbewirtschaftung und Preisbindung teilweise aufhob, benötige der Markt auch heute Leitplanken. Grundsätzlich stehe dahinter aber das Bekenntnis zum Leistungsgedanken. „Freiheit braucht Regeln und Verantwortung als Anker“, betonte der Ministerpräsident. Erhard und die Soziale Marktwirtschaft gründeten laut Söder auf dem Dreiklang von Handlung, Haftung und Haltung: „Neben Gewinnmaximierung steht deshalb auch immer die Verantwortung für die Mitarbeiter.“ Angesichts disruptiver, globaler Entwicklungen – wenn mit Facebook oder Google „Mediengiganten ohne eigene Inhalte“ oder Verkehrsunternehmen wie Uber oder Flixbus ohne eigene Fahrzeugflotte Geschäfte machen – „brauchen wir einen Ludwig Erhard in digitaler Form, der uns Orientierung gibt.“ Die Wettbewerbsordnung werde durch die Digitalisierung herausgefordert.
Aspekte, die im künftigen Ludwig-Erhard-Forschungszentrum für Soziale Marktwirtschaft des in diesem Jahr eröffneten Ludwig Erhard Zentrums, wissenschaftlich erforscht werden sollen, wie Evi Kurz, die Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreises herausstrich. Hier sollen junge Wirtschaftswissenschaftler u.a. auch Fragen erörtern, die auch für die Vergabe des Ludwig-Erhard-Preises von zentraler Bedeutung sind: unter anderem welche Bedeutung Politik und politisches Handeln für Gesellschaft und Umwelt haben und auf welche Weise Alltagsprobleme innovativ gelöst werden können.
Angesichts der riesigen Herausforderungen, die sich insbesondere aus Globalisierung und Digitalisierung ergeben, brauchen Politik und Gesellschaft mehr denn je wissenschaftlich durchdachte Impulse für die Gestaltung der Wirtschafts- und Finanzpolitik auf nationaler und internationaler Ebene. Dabei geht es im künftigen Forschungszentrum im Sinne Ludwig Erhards insbesondere um die Analyse, Anwendung und Weiterentwicklung der ordnungspolitischen Vorstellungen, die dem erfolgreichen Konzept der Sozialen Marktwirtschaft zugrunde liegen.
Preisträger Dr. Florian Exler hat dies mit seiner Dissertation in den Augen der Jury hervorragend geschafft. Beim Thema „Haushaltsverschuldung und Privatinsolvenz" hat er sich mit einem zentralen Zielkonflikt bei der Kreditvergabe befasst: Großzügige Insolvenzregeln ermöglichen es überschuldeten Haushalten relativ problemlos ihre Schulden abzuschreiben. Allerdings erwarten Banken dadurch höhere Kreditausfallraten und erhöhen ihre Zinsen, was wiederum kurzfristige Finanzierungen für Haushalte erschwert. Strikte Regeln hingegen machen die Entschuldung mühsam, sorgen aber im Gleichgewicht für niedrigere Zinsen.
Ganz im Geiste von Ludwig Erhards Maxime „Leistung muss sich lohnen" sieht Exler die strengen aktuellen Einkommenspfändungsregeln im Privatinsolvenzrecht kritisch, weil es den Schuldnern keinen Anreiz biete, gut bezahlte Arbeitsstellen anzunehmen. Würden die Pfändungsregeln gelockert, könne sich das Arbeitseinkommen der Schuldner und dadurch sogar die Kreditrückzahlung an die Banken erhöhen.
Neben dem Preisträger waren Dr. Heiko Burret („Tragfähigkeit der Staatsfinanzen und Bedeutung der Finanzverfassung – Evidenz für Deutschland und die Schweiz“, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) und Dr. Diana Mitsch („Das Design nachhaltiger Medizinprodukte – Ein Ansatz zur Erfassung, Bewertung und Steuerung von nachhaltigkeitsrelevanten Produktauswirkungen“, Otto-Friedrich-Universität Bamberg) nominiert. Beide wurden mit einem Preisgeld von jeweils 1000 Euro ausgezeichnet.